Auf einer Länge von 3,7 Kilometern wird die Ruhr zwischen Wengern und Witten renaturiert
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Umwelt:
Mehr Raum für den Fluss: Ruhr wird „entfesselt“
Gefeiert wurde ein Blick in die Zukunft:
Denn mit einem Spatenstich startete ein
Projekt, dass der Ruhr und damit der
Natur in Wengern ein neues, frisches Bild
gibt. Diesen ersten offiziellen Spatenstich
beging Bürgermeister Frank Hasenberg
Anfang Juni gemeinsam mit Stefan
Rommelsfanger, Stadtbaurat der Stadt
Witten, Bernd Müller von der
Bezirksregierung in Arnsberg und Otmar
Krüger (Gelsenwasser).
Begradigt, verbaut, ökologisch defizitär
– wie bei vielen Flüssen in
Industrieregionen ist auch bei der Ruhr in
Witten und Wetter von der einstigen
natürlichen Flusslandschaft wenig zu
sehen. Auf einer Länge von 3,7
Kilometern wird nun bis Ende des Jahres
der erste Abschnitt der Ruhr wieder
natürlich gestaltet. Dafür wurde der Fluss
beim Pressetermin zum Spatenstich
symbolisch „entfesselt.“
Konkret hieß das: Ein Bagger riss ein
Stück der künstlichen Uferbefestigung ein.
Denn was hier bis Ende des Jahres
eingerissen wird, korrigiert einen Fehler
der Vergangenheit: die Begradigung der
Ruhr. Die hatte für den Fluss viele
negative Folgen, zerstörte sie doch
Lebensräume von Fischen und Pflanzen
und führte durch die Vernichtung von
Auenlandschaften nicht selten zu
Überschwemmungen ufernaher
Wohnbereiche bei Hochwasser.
Der Wittener Landschaftsplaner Michael
Sell, der die Maßnahme ökologisch
begleitet, erklärt, dass es in diesem
Bereich kaum passenden Lebensraum
und Schotterbänke gebe, daher würden
hier viele Fischarten fehlen. „Nur ein paar
Aale finden hier eine Garage. Vor rund
200 Jahren wurden hier schon fast
Steinbrüche versenkt.“
Mit der umfangreichen Renaturierung auf
einer Länge von 3,7 Kilometern wird die
Bezirksregierung die Ruhr im Abschnitt
zwischen Wetter und Witten nun
innerhalb ihres Flussbettes wieder
entfesseln, künstlich geschaffene
Uferbefestungen aus der Vergangenheit
zurückbauen und den Fluss wieder an
seine alten Auen anbinden. „Dadurch
kann die Ruhr hier wieder natürlicher
mäandern und sich innerhalb ihres
Flussbettes ihre eigenen Wege suchen.
Es entstehen kleine Sandbänke und
Inseln, die Lebensräume für Insekten,
Vögel und Pflanzen sind“, so Bernd
Müller, Abteilungsdirektor Umwelt bei
der Bezirksregierung in Arnsberg.
Mit diesem Projekt, bei dem insgesamt
46.700 Kubikmeter Boden bewegt
werden, wird die europäische
Wasserrahmenrichtlinie im
Regierungsbezirk umgesetzt. Der jetzige
1. Bauabschnitt umfasst in Bommern rund
48 Hektar, in Wengern rund 13 Hektar
und soll – eine gute Witterung im
Sommer und Herbst vorausgesetzt –
zum Jahreswechsel abgeschlossen sein.
Von der Renaturierung profitieren auch
die Fußgänger und Radfahrer, die dann
einen direkteren und unmittelbareren
Blick auf den schönen Wasserlauf der
Ruhr haben. Dafür sorgen auch zwei
Aussichtshügel, die im Zuge der Arbeiten
hier dauerhaft entstehen werden und
neue Wege zum Gewässer.
Ein Bagger riss einen Teil der künstlichen Uferbefestigung ein