Kapp-Putsch in Wetter (Ruhr)
Für Frieden, Freiheit und Demokratie. Mit
diesen Worten erinnert eine Gedenktafel
am Bahnhof in Alt-Wetter an die
Niederschlagung des sogenannten Kapp-
Putsches im März 1920. Gemeinsam mit
Schüler*innen des Geschwister-Scholl-
Gymnasiums sowie Musiker*innen der
Lichtburg Musikschule wollte die Stadt
Wetter (Ruhr) am 14. März 2020
gemeinsam mit dem Stadtarchiv in einer
kleinen Feierstunde an die Ereignisse vor
hundert Jahren am Bahnhof in Alt-Wetter
erinnern. Leider machte die Corona-
Pandemie diesem Vorhaben einen Strich
durch die Rechnung.
Im Folgenden erinnert Stadtarchivarin
Stephanie Pätzold an die Geschehnisse im
März 1920, denn auch hier in Wetter
kämpften bewaffnete Arbeiter gegen
einen Putschversuch rechtsnationaler und
rechtsextremer Kreise und für die
Freiheit und Demokratie der jungen
Weimarer Republik.
Am 13. März 1920 berichtete die
Wettersche Zeitung über den Putsch. In
dem Zeitungsartikel war vom Sturz der
Reichsregierung und ihrer Flucht aus
Berlin sowie von der Auflösung der
Nationalversammlung und der
preußischen Landesversammlung durch
die Regierung Kapp die Rede. Noch am
gleichen Abend bildete sich in Wetter als
Abwehrmaßnahme eine Streikleitung aus
Mitgliedern der drei sozialistischen
Arbeiterparteien (USPD, MSPD, KPD), die
sich als Exekutiv-Komitee bezeichnete.
Noch am 13. März begann das Komitee,
die Arbeiter zu bewaffnen. Der
Polizeikommissar der Stadt Wetter wurde
gezwungen, im Rathaus lagernde Waffen
und Munition an die Arbeiterschaft
auszugeben.
Am 14. März gab das Exekutiv-Komitee
bekannt, dass es in Wetter die öffentliche
Gewalt übernommen habe. Die
Bevölkerung wurde zur Geschlossenheit
in ihrem Abwehrkampf gegen den Putsch
aufgefordert. An diesem Tag nahmen
bewaffnete Arbeiter
Hausdurchsuchungen bei Bürgern sowie
bei Krieger- und Schützenvereinen nach
Waffen vor. Auf dem Marktplatz in
Wetter fand am 14. März eine
Volksversammlung statt – unter der
Führung von Gustav Ipsen (USPD).
Der Landrat aus Hagen wandte sich am
14. März an die Polizei in Wetter, um
Auskünfte über die Verhältnisse im Ort zu
erlangen, dabei sprach er von Gerüchten
über Plünderungen und erhebliche
Gewalt gegen Personen und Sachen. Die
Wettersche Polizei antwortete ihm, dass
keine Ausschreitungen stattgefunden
hätten. Entsprechende Nachrichten
wurden auch an die Militärbefehlshaber
des Wehrkreises VI weitergegeben.
Zusätzlich wurde gemeldet, bewaffnete
Arbeiter würden in den Fabriken Wetters
Terror ausüben und die Ausrufung einer
Rätediktatur stünde direkt bevor. (Wer
die Meldung an die Militärbehörde
gegeben hatte, konnte nie geklärt werden.)
Ohne den Wahrheitsgehalt der Meldung
zu prüfen, gab General von Watter am 14.
März den beiden in Münster und Bielefeld
liegenden Teilen des Freikorps Lichtschlag
den Befehl, in Wetter einzumarschieren
und dort Ruhe und Ordnung
wiederherzustellen. Damit änderte er
seinen ursprünglichen Plan, der die
Besetzung Hagens durch
Reichswehrtruppen vorgesehen hatte.
Nun sollten die Truppen getrennt in
Wetter einrücken, sich dort vereinigen
und dann nach Hagen weiterziehen.
Am 15. März gegen 10:30 Uhr traf die
Batterie Hasenclever des Freikorps
Lichtschlag (133 Soldaten, sechs Offiziere)
mit dem Zug in Wetter ein. Das kam nicht
überraschend. Schon um drei Uhr nachts
30
Ansicht des Bahnhofes in Alt-Wetter um ca. 1910.
Bilder der Grabstätten des Hauptmanns
Hasenclever und der übrigen gefallenen
Soldaten auf dem Friedhof Wetter. Der
Leichnam Hasenclevers wurde später in
seine Heimat überführt.
Gedenktafel am Bahnhof in Alt-Wetter
Gedenken an den März 1920: