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war die (vom Exekutiv-Komitee als
Alarmsignal benutzte) Feuersirene der
Stadt betätig worden und es verbreitete
sich die Mitteilung, dass
Reichswehrtruppen im Anmarsch auf
Wetter seien. Auf die Nachrichten vom
Eintreffen der Truppe begaben sich
Bürgermeister Winkelmann, mehrere
Stadtverordnete und Mitglieder des
Exekutiv-Komitees zum Bahnhof.
Mitglieder der Streikleitung wandten sich
an die Truppe, um sie über die
tatsächlichen Geschehnisse in Wetter zu
informieren. Daraufhin liefen 20 bis 30
Soldaten zu den Arbeitern über und
übergaben diesen ihre Waffen.
Bürgermeister Winkelmann verhandelte
mit Hauptmann Otto Hasenclever, der auf
die Frage, für welche Regierung er
kämpfe, zunächst ausweichend reagierte,
schließlich aber antwortete, er stehe auf
dem Boden der Regierung Kapp.
Daraufhin brach das Komitee die
Verhandlungen ab. Als Hasenclever davon
unterrichtet wurde, dass ein Teil seiner
Soldaten übergelaufen war, ließ er die
Bahnhofshalle räumen. Soldaten stellten
sich vor dem Bahnhof und in den
angrenzenden Straßen auf. Inzwischen
strömten bewaffnete Arbeiter (nach
Polizeiangaben 1.200 bis 1.500) aus Hagen,
Haspe, Gevelsberg, Schwelm, Volmarstein,
Bommern, Vorhalle und Herdecke nach
Wetter, um die dortige Arbeiterschaft zu
unterstützen. Es kam zu ersten
Schusswechseln. Weitere
Verhandlungsversuche scheiterten. Die
Militärbehörde versicherte, nicht für die
Regierung Kapp zu kämpfen, war aber
nicht bereit, die Truppen aus Wetter
abzuziehen.
Schließlich fuhr der Landrat aus Hagen
nach Wetter, um zwischen den
kämpfenden Parteien zu vermitteln. Um
16:30 Uhr gab Hauptmann Hasenclever
schließlich das Signal zur Einstellung des
Feuers, da er die Verhandlungsmöglichkeit
nutzen wollte.
In dem Augenblick, als der Landrat unter
einer Parlamentärsflagge auf den Bahnhof
zuging, setzten die Arbeiter, die die
Höhen um den Bahnhof besetzt hatten,
zum Sturm an und drangen in den
Bahnhof ein. Bei dem Gefecht gab es auf
beiden Seiten Tote und Verwundete. Elf
Soldaten (unter ihnen Hauptmann
Hasenclever) und sechs Zivilisten starben.
25 verwundete Soldaten wurden ins
Krankenhaus gebracht, die Zahl der
verwundeten Zivilisten ließ sich nicht
sicher klären. Die Soldaten ergaben sich
und wurden gefangengenommen, ihre
Waffen beschlagnahmt. Teile der
Bevölkerung ließen sich nicht
zurückhalten und plünderten den
Transportzug.
Die Arbeiter begannen sich aufzulösen,
als die Nachricht eintraf, dass der zweite
Teil des Korps Lichtschlag in Herdecke
eingetroffen sei. Daraufhin zogen die
Arbeiter nach Herdecke. Der Hauptmann
der Kompanie ergab sich am Morgen des
16. März kampflos, da er die
Aussichtslosigkeit seines Unternehmens
erkannte.
Am 17. März war der Putsch beendet.
Kapp trat zurück. Die rechtmäßige
Reichsregierung wurde wieder eingesetzt.
Am 18. März rief das Exekutiv-Komitee
Wetter die Arbeiter zur Wiederaufnahme
der Arbeit auf, die Streikbewegung fand
ihr Ende.“
Infoplakette am Ehrenmal angebracht
Am Ehrenmal am Harkortberg wurde
eine neue Informations-Plakette
angebracht, die zur Erläuterung der
Inschrift auf der Kupfertafel dient. Auf
dieser Gedenktafel steht im Wortlaut
„Den Gefallenen zum Gedächtnis, den
Lebenden zur Anerkennung, den
kommenden Geschlechtern zur
Nacheiferung.“ Im Rahmen eines Antrages
nach Paragraf 24 der Gemeindeordnung
NRW hatte ein Bürger aus Wetter (Ruhr)
den Rat gebeten, den Satz „Den
kommenden Geschlechtern zur
Nacheiferung“ von der Gedenktafel zu
entfernen. Diesem Teil der Geschichte
solle nicht nachgeeifert werden. Der Rat
folgte dem Antrag nicht, beschloss
jedoch, am Ehrenmal eine erläuternde
Informationstafel anzubringen. Für diese
Plakette verfasste Stadt- und
Kreisarchivarin Stephanie Pätzold die
Inschrift „Dieses Denkmal ist – wie alle
Denkmäler – ein Zeugnis seiner Zeit. Das
Gedachte verändert sich, das
Geschriebene bleibt.“ Ein QR-Code führt
Interessierte auf die Homepage der Stadt
Wetter (Ruhr), dort gibt es weiterführende
Informationen zur Geschichte und
Bedeutung von Kriegsdenkmälern in
Wetter (Ruhr) – auch dieser Text ist von
Stadtarchivarin Stephanie Pätzold.
Der direkte Link zu dieser Seite: https://
www.stadt-wetter.de/freizeitin-wetter/
tourismus/kriegerdenkmaeler/
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